Kurzvorstellung

Die evangelische Kirchengemeinde Gernrode ist eine sehr alte und interessante Gemeinde, die mit ihrer über 1050 jährigen Stiftskirche auf das Engste verbunden ist. Mit der Gründung der Stiftskirche "Sankt Cyriakus" zu Gernrode als geistliches Zentrum für das freie und weltliche Damenstift im Jahre 963 durch den Markgrafen Gero trat der christliche Glaube auch in das Leben der Einwohner Gernrodes. Zuerst in der Gestalt der damals einzigen deutschen Konfession, des katholischen Glaubens, legten die Äbtissinnen mit den Stiftsdamen und Klerikern den Grundstein für viele noch heute erhaltene liturgische Elemente im Gottesdienst und in der Gestaltung des Gemeindelebens.

 

Aus dem 11. Jahrhundert ist uns das Gernroder Osterspiel überliefert, das noch heute, zusammen mit dem einzigen noch erhaltenen romanischen Heiligen Grab nördlich der Alpen, den Höhepunkt in der Passions- und Osterliturgie darstellt. 

Auch die Gestaltung der Kirche mit ihrer um 959 errichteten Ostkrypta, die als Andachtsraum in der Passionszeit und der Friedensdekade benutzt wird, dem dreischiffigen Langhaus mit begehbaren Emporen und den im 12. Jahrhundert erweiterten Querhausemporen, die sich als Ausstellungsorte anbieten sowie der Orgelempore mit der darunterliegenden Westapsis als Raum der Stille, spielt eine wichtige Rolle im Gemeindeleben. 

 

Neben der Stiftsgemeinde in Sankt Cyriakus wuchs die Pfarrgemeinde des Ortes in der Stephanuskirche heran. In der Reformationszeit war es dann die Äbtissin Elisabeth von Weida, die ihren Stiftsgeistlichen Stefan Molitor nach Wittenberg schickte, von wo er die neue Lehre des Dr. Martin Luther mit nach Gernrode brachte. 1521 wurde bei uns der erste reformatorische Gottesdienst gefeiert. Im Zuge dieser geistlichen Erneuerung wurde Sankt Cyriakus 1533 zum gemeinsamen Gotteshaus von Stift- und Pfarrgemeinde. Die Pfarrstelle wurde zusammengelegt und um eine 2. Oberpredigerstelle erweitert. Neben dem Oberprediger waren ein Pastor / Diakon, ein Katechet / Katechetin, ein Kantor und bis 1795 auch ein Schulmeister in der Kirchgemeinde tätig. 

 

1616 starb die letzte Äbtissin und das Stift ging an Bernburg - Anhalt über. Damit begann auch der Verfall der Stiftskirche, die zeitweise sogar als landwirtschaftliche Domäne missbraucht wurde. 

 

Von 1710 an wurde Sankt Stephani nur noch für Bestattungen genutzt. Der letzte Gottesdienst wurde hier 1846 gehalten und das Kirchenschiff ein Jahr später zum Schulgebäude umgebaut. So rückte die Stiftskirche als einziges sakrales Bauwerk in Gernrode noch stärker in den Mittelpunkt und ließ die notwendigen Restaurierungsarbeiten unter Ferdinand von Quast auch im Blick auf die stärkere gottesdienstliche Nutzung des Gotteshauses erscheinen. Nach der Säkularisierung der 30er Jahre wurde 1859 mit der Wiederherstellung der Stiftskirche begonnen, die dann 1873 endlich abgeschlossen werden konnten. Damit hatte die evangelische Gemeinde in Gernrode ihr Gotteshaus wieder in einen würdigen Zustand versetzt und konnte hier nun ein vielseitiges Gemeindeleben entwickeln. 

 

Neben all den wöchentlichen Gottesdiensten, Andachten und Veranstaltungen gibt es hier ein besonders reiches und hochwertiges musikalisches Angebot, das vom Kinderchor über die Kantorei und den Posaunenchor bis hin zum Gospelchor und zu verschiedenen Konzerten reicht. Auch in ökumenischer Hinsicht spielt diese Kirche eine wichtige Rolle im gesamten Kirchenkreis. So werden hier jeden Sonntag katholische und evangelische Gottesdienste angeboten und über das Jahr verteilt finden eine ganze Reihe von gemeinsamen Höhepunkten und ökumenischen Veranstaltungen statt. Dazu gehört unter anderm auch der jährliche Ökumenetag am Pfingstmontag, der von Gemeindegliedern des evangelischen Kirchenkreises Ballenstedt, den katholischen Gläubigen der Diozöse Halberstadt und den Brüdern von der Huysburg besucht und gestaltet wird. Dazu kommen all die vielen Gemeindegruppen und Kreise, die sich wöchentlich im Stiftssaal und im Pfarrhaus treffen. Auch hier reichen die Angebote für alle nur erdenklichen Richtungen und Altersgruppen.

 

Am besten, Sie lernen Gernrode einmal selbst kennen und lieben. 

 

Ihr Pfarrer Andreas Müller